Die Geschichte des KGV Aligse ist nur im Kontext mit der Geschichte der Nachkriegszeit in den alten Bundesländern verständlich.
Kleingärten im städtischen Bereich als „Armengärten“ sind seit den Anfängen der Industrialisierung bekannt. Im ländlichen Bereich entstanden sie allerdings erst nach den Weltkriegen. Die meisten davon nach dem 2. Weltkrieg, als in den so genannten Hungerjahren die Ernährungslage schlecht war. Gründe dafür waren u. a., dass die deutschen Ostgebiete nicht mehr zur Versorgung beitrugen und obendrein (landlose) Flüchtlinge und Vertriebene in den Westen geströmt waren.
„Der verlorene Krieg hat es mit sich gebracht, dass viele Menschen Heimat, Haus und Hof verloren haben. Im Hinblick darauf kann es nur als eine äußerst bescheidene Forderung betrachtet werden, wenn den Flüchtlingen und Evakuierten ein bescheidenes Stückchen Land, in der Größe von 200-400 m2 pro Familie zur Verfügung gestellt werden soll.“ (Gesamtverband der Kleingärtner Niedersachsen e. V., 1947).
Am 22. Oktober 1947 wurde mit der Zielsetzung, landlosen Einwohnern aus Aligse Dauerpachtland zu beschaffen, der Kleingartenverein Aligse e. V. „Im Wiesengrund“ gegründet.
Laut Gründungsprotokoll wurden folgende Personen als Vorstand gewählt:
Herr Vasterling (1. Vorsitzender)
Herr Rappmann (2. Vorsitzender)
Herr Stellmann (1. Stellvertreter)
Herr Franke 2. Stellvertreter)
Herr Heinrich Beinsen (1 . Kassierer)
und Herr Gröper (2. Kassierer)
Der KGV hatte zu diesem Zeitpunkt noch kein Pachtland.
So wurde versucht von Landeigentümern Pachtland zu bekommen
1947 gab es 41 Bewerber um eine Dauerpacht-Parzelle. Die Vereinsführung strebte an eine Koppel des Bauern Friedrich Meinecke am Dorfrand und/oder Land des Eisenbahners Völling zu bekommen. Nach einer Kleingartenlandordnung vom 31. Juli 1919, wäre auch eine Enteignung möglich gewesen.
Da jedoch kein Einheimischer freiwillig Land zur Verfügung stellte, wurde sogar der Regierungspräsident eingeschaltet.
Auch die Gemeinde setzte sich für Landinteressenten ein. Der Rat der Gemeinde Aligse konnte sich am 27. Mai 1950 nicht darüber einigen, ob das im Eigentum der Gemeinde befindliche Schulland als Grabeland zur Verfügung gestellt werden sollte. Am 22. November 1950 schrieb dann der Bürgermeister Otto Lüders an den Landrat in Burgdorf: „Da der bisherige Pächter (des Schulgrundstücks) besonders hartnäckig darauf besteht sein Stück (Land) zu behalten, … ist mit einer gütlichen Einigung nicht zu rechnen. Ich möchte Sie bitten alle Maßnahmen anzuwenden, damit das Schulland noch in diesem Jahr Kleingartenland wird und endlich einmal dieser ewige Kleingartenkrieg in Aligse als beendet anzusehen ist.“
Am 1. Oktober 1951 konnte dann ein Generalpachtvertrag zwischen der Gemeinde Aligse und dem Kleingartenverein Aligse e. V. über die Anpachtung von insgesamt 16.512 m2 (pro Parcelle 700 m2) mit einer Laufzeit von 10 Jahren und einem jährlichen Pachtzins in Höhe von je 0,03 DM/m2 abgeschlossen werden. Für das Pachtjahr 1951/52 wurde vereinbart, dass jeder Gartenpächter 1 DM/ m2 je Mitglied pro Jahr zu zahlen hat, zahlbar in 4 gleichen Jahres-Raten.
Auf der Mitgliederversammlung am 6. Dezember 1951 wurden dann die einzelnen Gärtenf an die Bewerber um einen Kleingartenplatz im Losverfahren vergeben.
Im Dezember 1951 holte der Vorstand Angebote für eine Einzäunung der Kleingartenanlage ein. Die Wege in der Anlage wurden befestigt und die einzelnen Parzellen zum Weg hin durch die Anpflanzung von Hecken abgeschlossen.
Da die Arbeitsaufteilung und das Zusammenleben in der Anlage nicht immer harmonisch verlaufen sind, gab es erstmals 1952 Schwierigkeiten, einen Vorschlag für einen neuen 1. Vorsitzenden zu machen. Am 1. April 1953 musste der Vorstand immer wieder Bewerber um einen Kleingarten auf die Warteliste setzen und sah sich daher gezwungen, zur Feststellung des Bedarfs, die Bewerber aufzufordern, sich schriftlich um einen Garten zu bewerben.
1953 wird die Anlage erstmals eingezäunt und durch eine Sammelbestellung 54 Obstbäume angeliefert und eingepflanzt. Am 15. Oktober 1958 erfolgte dann die Erweiterung der Kleingartenanlage um 6.072 m2 auf der anderen Straßenseite des Aligser Torfweges mit der Flurbezeichnung „Katzenwiese“, durch Abschluss eines weiteren Generalpachtvertrages. Am 1. Oktober 1978 wurde die Kleingartenanlage nochmals vergrößert, durch die Anpachtung des ehemaligen Schießstandes mit einer Größe von 3.398 m2. Der Zaun musste dementsprechend verlängert werden, dies geschah 1981.
Strom- und Trinkwasseranschlüsse
In den Jahren 1990 und 1991 wurde dank des tatkräftigen Einsatzes der erst kürzlich verstorbenen Gartenfreundin Gisela Haarmann die Kleingartenkolonie an das örtliche Stromnetz angeschlossen, nachdem zuvor bereits im Jahr 1974 Trinkwasseranschlüsse in die Gärten verlegt worden waren. Diese gemeinsame Arbeitsanstrengung wurde dann bei einem Stromfest am 25. August 1991 gebührend gefeiert.
1992/93 bauten Mitglieder in Eigenarbeit das Vereinsheim in seiner heutigen Form auf.
Am 12. Oktober 1997 wurde zur 50-Jahr-Feier des Vereins eingeladen, allerdings nicht in das Vereinshaus, da es nicht beheizbar ist.
Andere Feste waren die Osterfeuer und Erntefeste, mehrere Male wurden die Gärten von einer örtlichen Kommission begangen, die die Gärten bewertete. In einer Preisverteilung zeichnete der Vorstand dann die Besitzer anschließend mit Urkunden und Sachpreisen aus.
Unerfreulich war, dass im Jahr 2002 viele Parzellenbesitzer durch ein Hochwasser betroffen waren, das die zum Bruchgraben hin gelegenen unteren Gärten überschwemmte und auch Schäden an und in den Lauben verursachte.
Nach und nach gaben in den letzten Jahrzehnten immer mehr Einheimische den Garten ab, teilweise aus Krankheits- oder Altersgründen.
Die Gärten wurden dann häufig von Städtern z. B. aus Lehrte und Hannover übernommen.
Das Vereinsgelände umfasst 35 Kleingärten.
2011 beim Tag der Vereine in Aligse konnten wir auf das 60-jährige Bestehen der Kleingartenanlage zurückblicken und uns über 20 Jahre Stromanschluss der Lauben freuen.
Bei Erstellung der Vereinschronik lagen nicht alle Protokolle von Vorstandssitzungen und Versammlungen vor, aus diesem Grunde konnten die Bemühungen des damaligen Vorstandes um Edmund Koll in der Vereinschronik nicht berücksichtigt werden. Wir bedauern diesen Sachverhalt, aus den bei der Erstellung vorhandenen Unterlagen, nicht korrekt wiedergegeben haben. Edmund Koll war Initiator und Organisator des Stromanschlusses in unserer Kleingartenanlage.
Gerhard Braun